Kolonialgeschichte, Geschichtskultur und historisch-politische Bildung in NRW
Im Forschungsprojekt „Kolonialgeschichte, Geschichtskultur und historisch-politische Bildung in NRW“, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW und der Landeszentrale für politische Bildung NRW, wirken Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik zusammen, um Erkenntnisse zur Kolonialvergangenheit des Rheinlands, Westfalens und Ostwestfalen-Lippes zutage zu fördern und mit vielfältigen Vermittlungsformaten zu einer informierten öffentlichen Auseinandersetzung anzuregen.
Die Teilprojekte
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rekonstruieren die rheinisch-westfälische Kolonialvergangenheit aus regional- und landesgeschichtlicher Perspektive und in der longue durée,
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analysieren gegenwärtige Geschichtskulturen in NRW im Umgang mit der deutschen Kolonialvergangenheit und
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fangen qualitativ und quantitativ ein, welche Wissensbestände und Einstellungen gegenüber dem kolonialen Erbe in der Bevölkerung existieren. Aus den Teilprojekten gehen
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Materialien und Impulse für die historisch-politische Bildung hervor.
Kolonialgeschichte
Wir erforschen die Verflechtungen zwischen dem Gebiet, das das heutige Nordrhein-Westfalen ausmacht, und den ehemals deutsch kolonisierten Gebieten in Afrika, China und dem Pazifik. Dies umfasst das Zeitalter des Hochimperialismus über die Zeit des Kolonialrevisionismus der Weimarer Republik und des Dritten Reiches bis hin zu Diskursen der Dekolonisierung und postkolonialer Erinnerung im jungen Nordrhein-Westfalen.
Geschichtskultur
Erinnerung ist kein statisches Gefüge – sie wird hergestellt, verhandelt oder verhindert und bleibt stets umkämpft. Die Formen gegenwärtigen Geschichtsbewusstseins und die verschiedenen Geschichtskulturen, die sich um das koloniale Erinnern, Vergessen und Aufarbeiten ranken, werden im Projekt ergründet. Dabei werden sowohl institutionelle als auch zivilgesellschaftliche Perspektiven und Narrative systematisch erfasst und analysiert.
Historisch-politische Bildung
Kein linearer Weg von Erkenntnis zu Vermittlung, sondern die Einladung zur Auseinandersetzung – das will das Projekt durch die Erstellung zielgruppengerechter Bildungsmaterialien erreichen. Empirische Erkenntnisse zu Wissensbeständen und Einstellungsmustern verschiedener Bevölkerungsgruppen liegen der Entwicklung diverser Vermittlungs- und Kompetenzentwicklungsformate zugrunde.
In NRW
Das Projekt nimmt das gegenwärtige Bundesland Nordrhein-Westfalen in seiner Breite in den Blick. In urbanen Zentren wie Köln und Dortmund, mittelgroßen Städten wie Bonn und Paderborn oder Ortschaften wie Monheim am Rhein und Höxter finden sich Spuren kolonialer Verflechtungen und deren Nachwirkungen. Auch die Bemühung um Aufarbeitung zeigt sich über das ganze Bundesland verteilt.